Können sich Hunde schämen?

Daniel

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Können sich Hunde schämen

Vermutlich weiß jeder Hundehalter, dass Hunde ein breites Spektrum an Emotionen empfinden können. Von Freude und Aufregung bis hin zu Traurigkeit und Angst – die Körpersprache eines Hundes verrät oft genau, wie er sich fühlt. Aber können sich Hunde auch schämen oder Peinlichkeit empfinden?

Es ist nicht eindeutig bewiesen, ob sich Hunde schämen können oder nicht. Scham ist ein komplexes Gefühl, das eher von sozialen Normen bestimmt wird. Ob Hunde dazu in der Lage sind, ist in der Forschung noch nicht geklärt. Oftmals werden jedoch Angst oder der Versuch der Beschwichtigung als Scham fehlinterpretiert.

Scham ist ein komplexes Gefühl, auch für Menschen. Die Forschung geht bisher davon aus, dass Hunde und die meisten anderen Tiere solche komplexen Gefühle nicht empfinden können.

Eine Ausnahme ist die Eifersucht, die bei Hunden nachgewiesen ist. Und wenn sie eine komplexe Emotion kennen, warum dann nicht auch weitere?

Was sind überhaupt Verlegenheit und Scham?

Verlegenheit, Scham und Peinlichkeit basieren auf einem kollektiven Verständnis davon, was normal ist und was nicht. Das bedeutet, dass Peinlichkeit für jeden von uns etwas anderes sein kann.

Während der eine sich unglaublich verlegen und peinlich berührt fühlt, wenn er den ganzen Tag mit Spinat zwischen den Zähnen herumläuft, lacht ein anderer darüber und geht weiter.

Wenn wir also so erzogen werden, dass uns Dreck oder Ausscheidungen peinlich sind, könnten wir annehmen, dass sich Hunde vielleicht auch schämen sollten. Dieser Instinkt ist jedoch als Anthropomorphismus bekannt.

Anthropomorphismus bedeutet, dass wir menschliche Emotionen auf Hunde übertragen oder projizieren.

Untersuchungen haben zwar ergeben, dass Hundehalter, die ihre Hunde vermenschlichen, eine engere Bindung zu ihnen haben. Aber Anthropomorphismus kann auch zu falschen Annahmen führen.

Wir können die Emotionen unserer Hunde falsch interpretieren, indem wir annehmen, dass sie genauso fühlen oder reagieren müssen wie wir.

Welche Emotionen kennen Hunde?

Bevor wir uns der Frage widmen, ob Hunde peinlich berührt sein oder sich schämen können, sollten wir zunächst feststellen, was wir über die Emotionen von Hunden wissen und was nicht.

Im Vergleich zu Menschen haben Hunde nur eine begrenzte Gefühlsskala. Sie sind zwar in der Lage, grundlegende Emotionen zu empfinden, aber nicht unbedingt die komplexen oder zusammengesetzten Emotionen von Menschen.

Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen ihren Haustieren häufig sowohl grundlegende als auch komplexe Emotionen zuschreiben. Auch wenn ihre Tiere nicht unbedingt in der Lage sind, diese komplexeren Emotionen zu empfinden.

Die meisten Forscher sind sich jedoch einig, dass Tiere, einschließlich Hunde, grundlegende Emotionen empfinden können. Dazu gehören beispielsweise:

  • Wut
  • Freude
  • Traurigkeit
  • Überraschung
  • Ekel
  • Furcht

Ob Hunde jedoch in der Lage sind, komplexere Emotionen zu empfinden, ist noch unklar. Zu den komplexen oder sekundären Emotionen gehören Gefühle wie:

  • Peinlichkeit
  • Bedauern
  • Kummer
  • Eifersucht
  • Scham
  • Enttäuschung

Bisher dachte man, dass nur Menschen zu diesen komplexeren Gefühlen fähig sind. Doch die Forschung zeigt, dass auch Hunde in der Lage sind, Eifersucht zu empfinden.

Wenn es Hunden also möglich ist, eine komplexe Emotion zu empfinden, ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass sie auch eine andere empfinden können, wie beispielsweise Verlegenheit oder Scham.

Aus vielen anekdotischen Berichten könnte sich durchaus die Möglichkeit eröffnen, dass Hunde eine größere Bandbreite an Emotionen empfinden können, als wir bisher angenommen haben.

Bevor man dies jedoch mit Gewissheit behaupten kann, sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen erforderlich.

Welche Reaktionen könnten bei Hunden für Scham gehalten werden?

Wenn wir glauben, dass ein Hund verlegen ist oder sich schämt, könnte das an verschiedenen Verhaltenweisen liegen, die man bei Hunden beobachten kann.

  • Schwanz einziehen
  • Verstecken
  • Ohren fallen lassen
  • Ausweichen
  • Wegsehen
  • Unterwürfige Verhaltensweisen
  • Herumwälzen
  • Ängstliche Verhaltensweisen

Bedenken Sie jedoch, dass der Grund dafür nicht unbedingt das vom Menschen angenommene Gefühl sein muss.

Manche Hundehalter sehen in diesen Verhaltensweisen auch Zeichen von Scham und Schuld. Aber diese Emotionen sind mit Moral und sozialen Normen verbunden – es ist also eher unwahrscheinlich, dass Hunde sie empfinden.

Anstatt Hunden Emotionen zuzuschreiben, von denen wir nicht sicher sind, dass sie sie tatsächlich empfinden, ist es besser, genau auf ihre Körpersprache und ihr Verhalten zu achten.

Diese sind ein zuverlässigerer Indikator dafür, wie sich Ihr Hund in diesem Moment tatsächlich fühlt.

Eine Emotion, die fälschlicherweise für Verlegenheit oder Schuld gehalten werden kann, ist Beschwichtigung. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Ihr Hund Sie beschwichtigen möchte, wenn Sie glauben, dass er sich schämt.

Für Menschen hat Peinlichkeit und Scham einen sozialen Zweck. Wir erinnern uns an das Gefühl der Verlegenheit, wenn wir einen Fauxpas begangen haben, und wir wollen das nicht noch einmal erleben.

Aber diese Art von Selbstbewusstsein gibt es in der Hundegesellschaft nicht wirklich.

In welchen Situationen könnten sich Hunde schämen?

Als Hundehalter haben Sie wahrscheinlich schon einmal im Internet Videos gesehen, in denen Hunde peinlich berührt aussehen. Das mag für uns manchmal lustig sein, aber es sind auch Situationen, die wir als peinlich für sie empfinden.

Wie wir jedoch gesehen haben, fühlen sich die Hunde wahrscheinlich nicht einmal peinlich berührt, auch wenn sie wirken. Wenn jemand Ihren Hund auslacht, wenn er etwas Dummes tut, ist Ihr Hund wahrscheinlich eher verwirrt.

Wenn Sie einen Hund auslachen, weil er irgendetwas Witziges oder Absurdes gemacht hat, ist es sogar wahrscheinlicher, dass Sie den Hund zu einer Reaktion verleitet haben.

Hunde können unsere Körpersprache, unsere Stimmung und unseren Tonfall wahrnehmen. Sie können erkennen, wie wir uns fühlen.

Die Beschwichtigungs- oder Angstsignale, die sie aussenden, wenn sie wissen, dass wir nicht zufrieden mit ihnen sind, können jedoch oft als Verlegenheit fehlinterpretiert werden.

Würde Ihr Hund auch so reagieren, wenn Sie nicht da wären, wenn er den Mülleimer plündert oder eine ganze Rolle Klopapier zerreißt? Das ist unwahrscheinlich.

Wenn Sie eine Haustierkamera zu Hause haben, sehen Sie nach, ob das Verhalten Ihres Hundes gleich oder anders ist, wenn er etwas tut, das Sie nicht direkt beobachten konnten.

Was sollte man tun, wenn Hunde sich schämen?

Wenn Sie glauben, dass Ihr Hund verlegen ist, sollten Sie bedenken, dass es sich dabei eher um Anzeichen von Angst oder Beschwichtigung handelt.

Dazu gehören Anzeichen wie Gähnen, den Kopf zur Seite drehen oder das Weiße der Augen mehr als sonst zeigen.

Man kann diese Signale leicht als Verlegenheit fehlinterpretieren. Aber es ist wahrscheinlicher, dass es sich um ein Zeichen von Angst oder Besorgnis handelt. In manchen Fällen kann ein Hund sogar defensiv werden.

In der Annahme, dass Ihr Hund tatsächlich Besorgnis oder Angst empfindet, ist es sehr wichtig, ihn nicht zu bestrafen. Das würde ihm nur zeigen, dass er zu Recht Angst hat.

Der Hund ist nicht in der Lage zu verarbeiten, dass das Verhalten, das er gezeigt hat, etwas ist, das Ihnen nicht gefällt.

Überlegen Sie, wie Sie Ihrem Hund helfen können, sich sicher zu fühlen, indem Sie ihm entweder einen sicheren Ort wie eine Hundebox zur Verfügung stellen oder Leckerlis und Training einsetzen, um die Anzeichen von Angst zu stoppen, bevor sie auftreten.

Wenden Sie sich an einen qualifizierten Hundetrainer, wenn Sie einen auf Ihre besonderen Umstände zugeschnittenen Rat suchen.

Manchmal müssen wir jedoch auch unsere eigene Reaktion berücksichtigen. Hunde reagieren auf die Intensität oder Veränderung unserer Körpersprache, je nach ihrer Sensibilität, ihrer Persönlichkeit und ihrem Temperament.

Wenn Sie die Angewohnheit haben, zu schreien, wenn Sie Zeuge von Zerstörung oder unangemessenem Verhalten werden, zeigt Ihr Hund möglicherweise Beschwichtigungsanzeichen in der Hoffnung, Ihre Reaktion zu deeskalieren.

Bleiben Sie dann am besten ruhig und lenken Sie alle negativen Gefühle von Ihrem Hund ab.

Wenn man Anzeichen von Beschwichtigung sieht, ist dies oft auf eine frühere Interaktion zurückzuführen, die zu diesem Verhaltensmuster geführt hat.

Wir alle kennen vermutlich lustige Videos von Menschen, die ihr Haus betreten und sehen, dass ihr Hund etwas zerstört hat. Der Hund kommt mit einem unterwürfigen Grinsen auf sie zu – das ist eine Reaktion der Beschwichtigung.

Das Verhalten zu beobachten ist wichtiger als die Emotion zu benennen

So sehr wir uns auch mit unseren Hunden verbunden fühlen und emotional mit ihnen verbunden sind, sie können uns einfach nicht sagen, wie sie sich fühlen.

Aber wir können ihre Körpersprache und ihr Verhalten beobachten und versuchen, keine Vermutungen aufgrund unserer eigenen Gefühle anzustellen.

Wir wissen zwar noch nicht mit Sicherheit, ob Hunde und Katzen sich schämen können, aber Forscher glauben, dass einige Tiere wie Schimpansen diese Emotion empfinden können.

Es sind jedoch noch weitere Forschungen erforderlich, bevor wir Gewissheit haben.

Im Moment ist es am besten, wenn wir als Hundehalter einfach der Versuchung widerstehen, die Gefühle des Hundes zu benennen.

Sie sollten es möglichst auch vermeiden, negative Konsequenzen zu ziehen, wenn Ihr Hund sich nicht richtig benimmt. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf das, was Ihr Hund Ihnen mitteilen will.

Vielleicht ist die Sauerei entstanden, weil Sie vergessen haben, den Mülleimer zu verschließen. Oder er brauchte ein Kauspielzeug, während Sie beschäftigt waren.

Fazit: Können sich Hunde schämen?

Man kann nicht immer mit Gewissheit sagen, was Hunde fühlen. So kann mn auch nicht genau sagen, ob Hunde sich schämen oder Peinlichkeit empfinden können.

Aber die Forschung auf dem Gebiet der kognitiven und emotionalen Wahrnehmung von Hunden erweitert unser Wissen ständig. Und vielleicht gibt es irgendwann eine abschließende Antwort auf diese Frage.

Wir brauchen jedoch auch nicht auf die Forschung zu warten, um die Art und Weise, wie wir mit unseren Hunden kommunizieren, weiter zu verbessern.

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