Warum Hunde den Fußboden oder den Teppich ablecken

Daniel

Warum Hunde den Teppich oder Boden ablecken

Ihnen ist aufgefallen, dass Ihr Hund in letzter Zeit ohne ersichtlichen Grund den Boden oder den Teppich ableckt? Wenn dort kleine Spuren von Essensresten liegen, ist es ganz natürlich, dass Hunde den Boden oder den Teppich ablecken. Aber was bedeutet es, wenn dies nicht der Fall ist?

Dass Hunde den Boden oder den Teppich ablecken, ist in vielen Fällen ein ganz normales Verhalten. Es kann jedoch auch ein medizinisches Problem dahinterstecken, vor allem, wenn es exzessiv passiert. Der Grund dafür könnte dann eine Magen-Darm-Erkrankung, ein Zahn- oder Maulproblem, ein neurologisches Problem oder das Pica-Syndrom sein. Aber auch andere Verhaltensstörungen oder Zwangsstörungen können verantwortlich sein. Vielleicht ist Ihr Hund aber auch von Angst oder Langeweile getrieben.

Es gibt ganz vernünftige Gründe für das Ablecken des Bodens, vor allem, wenn es um den Esstisch herum passiert. Einige Gründe sind jedoch nicht so harmlos wie das Aufsammeln von Essensresten.

Dass Hunde überhaupt so viel lecken, liegt daran, dass Hunde es für Vieles nutzen. Das reicht von der Fellpflege über die Kommunikation bis hin zur Erkundung der Umgebung.

Wenn Hunde ständig an ungewöhnlichen Oberflächen wie dem Teppich lecken, kann dies jedoch ein Zeichen für eein gesundheitliches Problem sein.

In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, in welchen Fällen dieses Verhalten bei Hunden normal ist und welche anderen Gründe dahinterstecken können, die ein Eingreifen erforderlich machen können.

Warum Hunde den Boden oder Teppich ablecken

Manche Hunde verbringen mehr Zeit damit, Oberflächen abzulecken, als sie sollten. Dies wird medizinisch als Excessive Licking of Surfaces (ELS), also exzessives Ablecken von Oberflächen, bezeichnet.

Hunde lecken Dinge jedoch nicht übermäßig ab, wenn sie einfach nur ihre Umgebung erkunden. Dies ist ein normales Verhalten bei Hunden.

ELS bezieht sich eher darauf, wie lange sie Dinge ablecken, wie oft sie Dinge ablecken oder wie stark sie Dinge ablecken.

Betroffene Hunde können den Teppich, die Bodenfliesen, die Couch oder andere Oberflächen in der Wohnung ablecken. Es gibt dafür normalerweise keinen offensichtlichen Grund oder ein Motiv.

Das Ablecken einer Stelle, auf die kürzlich Essen verschüttet wurde, gilt nicht als abnormal oder exzessiv. Wenn Ihr Hund etwas Leckeres riecht, wird er verständlicherweise nachforschen wollen, was sich dahinter verbirgt.

Dies ist normalerweise kein Grund zur Sorge, es sei denn, die verschüttete Substanz war potenziell giftig, beispielsweise ein Reinigungsmittel. Wenn Ihr Hund also etwas Giftiges erschnuppert und abgeleckt hat, wenden Sie sich sofort an Ihren Tierarzt.

Das exzessive und scheinbar grundlose Ablecken kann verschiedene Ursachen haben und wird vor allem durch die folgenden Erkrankungen verursacht.

Magen-Darm-Erkrankungen

Eine von der Universität Montreal durchgeführte Studie ergab, dass 14 von 19 Hunden mit ELS auch Anomalien des Magen-Darm-Trakts aufwiesen.

Dazu gehörten Störungen wie chronische Pankreatitis, also eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und damit verbundene Krankheiten, Reizdarmsyndrom, verzögerte Magenentleerung und Giardiasis, eine parasitäre Infektion.

Als die zugrunde liegende Magen-Darm-Erkrankung der Hunde aus dieser Studie behandelt wurde, verbesserte sich das ELS-Verhalten bei den meisten dieser Hunde.

Bei mehr als der Hälfte der Hunde waren die Beschwerden anschließend sogar vollständig verschwunden.

Viele dieser Magen-Darm-Störungen sind unangenehm oder schmerzhaft und können zu schwerwiegenderen Folgen führen. Vor allem, wenn sie unbehandelt bleiben.

Dies ist nur einer der Gründe, warum es so wichtig ist, Ihren Hund von einem Tierarzt untersuchen zu lassen, wenn er ständig den Boden oder den Teppich ableckt, ohne dass es dafür einen ersichtlichen Grund gibt.

Probleme mit den Zähnen und dem Maul

Jede Verletzung oder Erkrankung der Zähne, des Mundes oder des Zahnfleisches kann ebenfalls zu ELS führen.

Hunde mit Schmerzen oder Krankheiten im Maul können auch versuchen, mit der Pfote im Maul zu scharren, mehr sabbern als normal, Schwierigkeiten beim Kauen haben oder einen unangenehmen Geruch im Maul aufweisen.

Zu den häufigeren Erkrankungen des Mundes und der Mundhöhle gehören:

  • Zahnerkrankungen, Zahnfleischerkrankungen, lockere, abgebrochene oder infizierte Zähne
  • Verletzungen, beispielsweise durch Kauen auf einem Stock
  • Fremdkörper im Maul
  • Magengeschwüre
  • Maultumore

Ihr Tierarzt kann das Maul Ihres Hundes untersuchen, um die Ursache zu finden. Aber in einigen Fällen kann eine Sedierung oder Vollnarkose erforderlich sein, um den Bereich vollständig untersuchen zu können.

Neurologische Störungen

Neurologische Probleme können zu Verhaltensänderungen führen, zu denen auch ELS gehören kann.

Auch wenn dies nicht häufig vorkommt, sollten neurologische Störungen beim exzessiven Ablecken des Bodens immer in Betracht gezogen werden.

Bei älteren Hunden, die den Teppich ablecken, können kognitive Funktionsstörungen die Ursache sein. Dies sind Veränderungen, die mit der Alterung des Gehirns zusammenhängen, ähnlich wie bei Demenz beim Menschen.

Krampfanfälle, Hydrocephalus, also Flüssigkeitsansammlung im Gehirn, und Gehirntumore sind weitere mögliche Ursachen für Verhaltensänderungen.

Wenn Ihr Tierarzt die Möglichkeit einer neurologischen Störung in Betracht zieht, kann er verschiedene diagnostische Tests vornehmen.

Dazu gehören Blut- und Urintests, Röntgenaufnahmen, CT, MRT und eine Analyse der Rückenmarksflüssigkeit.

Pica-Syndrom

Versucht Ihr Hund tatsächlich, ungewöhnliche und ungenießbare Gegenstände wie eine Wand oder Ihren Teppichboden zu essen? Dieses Verhalten wird als Pica-Syndrom bezeichnet.

Hunde mit Pica-Syndrom essen oft stinkende Gegenstände wie Socken, Handtücher oder Unterwäsche. Manchmal essen sie auch Holz aufgrund seiner Beschaffenheit.

Hunde mit Pica können auch vom Teppich angezogen werden, vor allem, wenn kürzlich etwas darauf verschüttet wurde.

Das Pica-Syndrom sollte als ernsthaftes Problem behandelt werden, das weitere Untersuchungen rechtfertigt. Die Gegenstände, die Ihr Hund in diesem Zustand verschluckt, könnten giftig sein oder eine Verstopfung verursachen.

Wie ELS ist auch Pica ein unspezifisches Verhalten, das durch eine Vielzahl von Krankheiten verursacht werden kann.

Polyphagie bedeutet gesteigerter Appetit, meist aufgrund von Diabetes oder der Einnahme von Steroiden. Sie ist nur eine mögliche Ursache für das Pica-Syndrom.

Auch Verhaltensprobleme wie Langeweile oder Trennungsangst können bei Hunden zum Pica-Syndrom führen.

Ihr Tierarzt wird wahrscheinlich einige diagnostische Tests, einschließlich Blut- und Urintests, durchführen, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln.

Es gibt eine Reihe von Grunderkrankungen, die das übermäßige Belecken von Teppichen oder Böden bei Hunden verursachen können. Es ist wichtig, jede dieser Erkrankungen von einem Tierarzt untersuchen zu lassen.

Viele dieser Erkrankungen verursachen Übelkeit, Schmerzen oder Unwohlsein und können schwerwiegende Folgen haben, wenn sie unbehandelt bleiben.

Verhaltensstörungen

Wenn Sie Ihren Hund zum Tierarzt bringen, weil er an Teppichen oder Böden leckt, kann es sehr hilfreich sein, ein Video der Vorfälle auf Ihrem Mobiltelefon mitzunehmen.

Ein weiterer Tipp, bevor Sie sich auf den Weg zu Ihrem Termin machen, ist, zu prüfen, ob Ihr Hund auf Sie reagiert, während er den Boden ableckt. Versuchen Sie, seinen Namen zu rufen oder ihn mit Futter abzulenken.

Das Führen eines Tagebuchs und das Notieren von wiederkehrenden Mustern oder Auslösern für das Verhalten können ebenfalls hilfreich sein.

Diese Tipps können Ihrem Tierarzt helfen, den genauen Grund zu ermitteln, warum Ihr Hund dieses Verhalten zeigt.

Zwangsstörungen

Zwanghafte Störungen sind durch sich wiederholende Verhaltensweisen gekennzeichnet, mit denen Hunde versuchen, chronischen Stress und Ängste abzubauen.

Diese Verhaltensweisen werden in einem solchen Ausmaß ausgeführt, dass sie die normalen Alltagsfunktionen des Hundes erheblich beeinträchtigen.

Zu den zwanghaften Verhaltensweisen von Hunden gehören Lecken oder übermäßiges Putzen, aber auch sich im Kreis drehen, den eigenen Schwanz jagen, Erstarren, ständiges Auf- und Ablaufen und Selbstverletzungen.

Bestimmte Rassen neigen zu bestimmten zwanghaften Verhaltensweisen. Beispielsweise kommt das sich exzessiv im Kreis drehen häufiger bei Bullterriern vor. Dies deutet darauf hin, dass auch die Genetik eine Rolle spielen kann.

Ängstlichkeit und Langeweile

ELS kann zu einem Kompensationsverhalten werden, um Stress und Ängste abzubauen.

Vielleicht bemerken Sie, dass Ihr Hund als Reaktion auf einen bestimmten Auslöser beginnt, den Teppich abzulecken. Das kann ein lautes Geräusch oder das Schreien einer Person sein. Diese Auslöser sind jedoch nicht immer leicht zu erkennen.

Hunde lecken sich auch die Pfoten oder pflegen sich übermäßig als Reaktion auf Stress oder Ängste.

Auch Langeweile, die aus einem Mangel an Umweltreizen resultiert, kann diese Anzeichen hervorrufen. Es tritt in dem Fall oft in Verbindung mit der Zerstörung des Teppichs oder anderer Gegenstände auf.

Warum Hunde den Boden ablecken, wenn sie krank sind

Obwohl nachgewiesen ist, dass es einen engen Zusammenhang zwischen ELS und Magen-Darm-Erkrankungen gibt, ist der genaue Mechanismus, warum Hunde dieses Verhalten zeigen, wenn sie sich krank fühlen, unbekannt.

Die Vermutung liegt aber nahe, dass das übermäßige Belecken eine Reaktion auf Übelkeit ist.

Viele der Hunde in der oben erwähnten kanadischen ELS-Studie zeigten jedoch keine anderen typischen Verhaltensweisen, die üblicherweise bei Übelkeit auftreten. Diese wären Lippenlecken, Sabbern oder vermehrtes Schlucken.

Leider kann man Hunde nicht fragen, ob ihnen übel ist, oder zumindest werden sie nicht auf die Frage antworten. Außerdem können ihre Verhaltensänderungen bei Krankheit sehr subtil sein, was die Beurteilung erschwert.

Wie kann man Hunde vom Lecken an Teppichen oder dem Boden abhalten?

Da es viele mögliche Ursachen für ELS gibt, ist der wichtigste erste Schritt, einen Termin beim Tierarzt zu vereinbaren.

Die zugrundeliegende Ursache muss untersucht und korrekt diagnostiziert werden, da dies für den Behandlungsplan entscheidend ist.

Ihr Tierarzt wird die Krankengeschichte aufnehmen und eine umfassende klinische Untersuchung durchführen. Durch diagnostische Tests kann er verschiedene zugrundeliegende medizinische Probleme ausschließen oder bestätigen.

Je nach der individuellen Situation Ihres Hundes kann Ihr Tierarzt Blut- und Urinuntersuchungen, Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen vornehmen.

Falls er eine neurologische Störung vermutet, kann er sogar MRT- oder CT-Untersuchungen empfehlen.

Sobald die zugrundeliegende medizinische Ursache feststeht, werden die Behandlungsmöglichkeiten besprochen.

Die Behandlung von ELS ist äußerst variabel, da sie von der zugrunde liegenden Ursache abhängt. So wird beispielsweise ein abgebrochener Zahn, der Schmerzen im Mund verursacht, unter Vollnarkose gezogen.

Bei verhaltensbedingten Ursachen wie Zwangsstörungen und Angstzuständen kann die Behandlung etwas weniger einfach sein. Eine Konsultation mit einem Verhaltenstherapeuten wird nach Möglichkeit immer empfohlen.

Die Behandlung von Verhaltensstörungen, die zu ELS führen, umfasst häufig verschiedene Punkte, die wir in den folgenden Kapiteln besprechen.

Umgebung

Vergewissern Sie sich, dass die häusliche Umgebung Ihres Hundes über die nötigen Ressourcen verfügt, um ihn zu beschäftigen und zu unterhalten.

Hat er den Platz, den er braucht? Hat er Zugang zu interaktivem Spielzeug und regelmäßigen Kontakten mit Menschen? Bekommt er genügend Bewegung?

Kann der Hund sich entspannen? Hierbei können beispielsweise gedämpftes Licht und beruhigende Musik helfen. In Tierarztpraxen und Zoohandlungen sind auch Pheromondiffusoren erhältlich, die bei Angstzuständen helfen können.

Verhaltensänderung

Ihr Tierarzt oder Verhaltenstherapeut sollte einen Plan zur Integration von Techniken zur Verhaltensänderung in den Hundealltag aufstellen.

Dieser Plan wird individuell auf die Diagnose und die Auslöser Ihres Hundes abgestimmt sein, beinhaltet jedoch häufig eine Gegenkonditionierung.

Es geht dabei um das Erlernen eines neuen Verhaltens, das keine Angst auslöst und das negative Verhalten ersetzt.

Medikation

Bei vielen Hunden sind auch Medikamente erforderlich, um Verhaltensstörungen wie Angstzustände in den Griff zu bekommen.

Medikamente ersetzen nicht die Bedeutung von verhaltens- und umweltmodifizierenden Maßnahmen und sollten zusätzlich und nicht anstelle dieser Maßnahmen eingesetzt werden.

Fazit: Warum Hunde den Fußboden oder den Teppich ablecken

Das gelegentliche Ablecken der Wand, der Couch oder des Fußbodens kann einfach zum Hundeleben dazugehören. Ständiges Belecken dieser Oberflächen sollte jedoch ernst genommen werden.

Übermäßiges Belecken von Oberflächen oder ELS rechtfertigt einen Besuch bei Ihrem Tierarzt, da es häufig auf eine zugrundeliegende Erkrankung oder Verhaltensstörung hinweist.

Die erfolgreiche Behandlung von ELS hängt daher von einer genauen Diagnose der zugrunde liegenden Ursache für das Verhalten ab. Erst dann kann das Problem wirksam behandelt werden.

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