Vielleicht haben Sie Ihren Hund bei einem Züchter ganz in der Nähe gekauft. Haben Sie sich schon mal gefragt, was passieren würde, wenn Sie den Züchter mit der Mutterhündin auf einem Spaziergang treffen würden? Erinnern sich Hunde an ihre Mutter und erkennen sie wieder?
Erinnern sich Hunde an ihre Mütter? Studienergebnisse legen nahe, dass sich Hunde anhand von Gerüchen an ihre Mutter erinnern. Diese Studien zeigen sogar, dass sich ein Hund noch mindestens 2 Jahre nach der Trennung von seiner Mutter an diese erinnern kann.
Aber was genau sagen Wissenschaft und Forschung über die Fähigkeit eines Hundes, sich an seine Eltern oder Geschwister zu erinnern?
In diesem Artikel sprechen wir über die Forschung zu diesen Thema und schauen uns an, was die Studienergebnisse dazu aussgen.
Können sich Hunde an ihre Mutter erinnern?
Manche Hunde erinnern sich an ihre Mutter, manche Hunde erinnern sich an beide Eltern, aber manche eben nicht. Das hört sich seltsam an, aber ergibt sich aus Forschungsergebnissen.
Ein Professor namens Dr. Hepper aus Nordirland führte ein Experiment durch, um zu testen, ob Hunde ihre Mutter wiedererkennen, und fand heraus, dass sie dies in gewisser Weise tun.
Daher liegt die Vermutung nahe, dass Hunde, die ihre Mutter wiedererkennen, sich auch an ihre Mutter erinnern müssen.
Mit seiner Forschung konnte er also zeigen, dass Hunde ein gutes Gedächtnis haben.
Erkennen Hunde ihre Mutter wieder?
In einer Studie aus dem Jahr 1994 untersuchte Dr. Hepper verschiedene reinrassige Hündinnen: 3 Schäferhunde, 4 Golden Labradors und 3 Golden Retriever.
Insgesamt nahmen also 10 Hündinnen mit ihren 57 Welpen an der Studie teil. Die Welpen waren zwischen 4 und 5,5 Wochen alt.
Vor Beginn der Tests wurden die Welpen für 30 Minuten von ihren Müttern getrennt. Dann wurde der Welpe in der Mitte eines Raumes platziert.
An einem Ende des Raums befand sich ein Käfig mit der Mutter des Welpen. Am anderen Ende befand sich ein Käfig mit einer nicht verwandten Hündin ähnlichen Alters und gleicher Rasse.
Die Welpen durften dann in die Nähe der Käfige gehen. Von den 57 Welpen zeigten 48 eine Vorliebe für ihre Mutter.
Aber was war mit den 9 anderen Welpen? Entweder erkannten sie ihre Mutter nicht oder erinnerten sich nicht an sie, oder sie zogen es vor, sie zu meiden.
Die Studie war in diesem Punkt nicht eindeutig und kam zu keine klaren Ergebnis.
Erkennen Hunde den Geruch ihrer Mutter?
Um die Rolle des Geruchs bei der Wiedererkennung zu untersuchen, wurden die Welpen auf ihre Vorliebe für die Gerüche ihrer Mutter getestet.
Zu diesem Zweck wurden sechs Mütter, 2 Schäferhunde, 2 Golden Labradors und 2 Golden Retriever, und ihre 34 Welpen getestet.
Zwei Nächte lang wurde die Mutter von ihrem Wurf getrennt und in ein Bett mit einem Handtuch gelegt.
Das Handtuch wurde dann entfernt und bis zu den weiteren Tests bis zu 2 Tage später in einen versiegelten Plastikbehälter gelegt.
Wie im vorherigen Experiment wurde der Welpe in die Mitte eines Raumes gesetzt.
An einem Ende befand sich eine Gitterbox mit dem Handtuch, das mit dem Geruch der Mutter präpariert war.
Am anderen Ende war eine Gitterbox mit einem Handtuch, das mit dem Geruch eines fremden Weibchens präpariert war.
28 der 34 Welpen verbrachten mehr Zeit damit, das Handtuch mit dem Geruch ihrer Mutter zu erschnüffeln.
Einmonatige Welpen erkennen also ihre Mutter nach einer Trennung von 30 Minuten anhand des Aussehens oder des Geruchs.
Aber können sich Hunde auch nach einer längeren Trennung, beispielsweise nach 2 Jahren, noch an ihre Mutter erinnern?
Können sich Hunde dauerhaft an ihre Mutter erinnern?
Dr. Hepper hat sich auch darüber Gedanken gemacht und sein Experiment erweitert. Er wollte herausfinden, ob sich Hunde auch nach einer Trennung von 2 Jahren noch an ihre Mutter erinnern können.
Achtzehn Hündinnen, 7 Golden Labradors, 5 Schäferhunde, 6 Golden Retriever, und ihre 49 Welpen wurden für diese Studie beobachtet.
Die Welpen wurden von ihren Müttern getrennt, als sie 8 bis 12 Wochen alt waren.
Als sie etwa 2 Jahre alt waren, wurde die Erinnerung der Welpen an ihre Mütter untersucht.
Die Hunde erkannten ihre Mutter nach dieser Zeit immer noch am Geruch. 37 der 49 Welpen verbachten mehr Zeit damit, das von ihrer Mutter beduftete Tuch zu erschnüffeln.
Sie waren in der Lage, die Erinnerung an ihre Mutter vom Säuglings- bis zum Erwachsenenalter zu bewahren.
Eine weitere Studie mit verschiedenen Hunderassen bestätigte Dr. Heppers Ergebnisse.
Andere Forscher führten ein ähnliches Experiment mit 8 Hunden, 4 Collies, 2 Cairn Terrier, 1 Golden Retriever und 1 Shih Tzu, durch, die 7 bis 68 Monate von ihren Müttern getrennt waren.
7 der 8 Hunde verbrachten mehr Zeit damit, an dem Handtuch zu schnüffeln, das mit dem Geruch ihrer Mutter präpariert war.
Erinnern sich Hündinnen an ihre Welpen?
Im Experiment von Dr. Hepper zogen die Hundemütter auch das Tuch mit dem Geruch ihres eigenen Wurfes vor, wenn sie die Wahl hatten.
Und sie hatten in dem Experiment die Wahl zwischen einem Tuch, das mit dem Geruch ihres Nachwuchses getränkt war, und dem eines fremden Hundes desselben Alters, Geschlechts und derselben Rasse.
Die Mütter waren dazu sogar in der Lage, nachdem sie zwei Jahre lang von ihrem Nachwuchs getrennt waren und in der Zwischenzeit andere Welpen zur Welt gebracht hatten.
Was könnte diese Bindung hergestellt haben, abgesehen davon, dass die Mutter ihre Milch mit ihren Welpen teilt?
Dafür gibt es eine ganze Menge an Gründen. Eine Mutter ist so viel mehr als nur eine Milchstation.
In einem Artikel über das mütterliche Verhalten bei Haushunden erörtern Forscher, wie Hündinnen ihren Welpen Kontakt, Säugen, Putzen/Lecken, Spielen, Bestrafen, Thermoregulation und Bewegung bieten.
Welpen werden in der Regel taub und blind geboren und haben nur begrenzte Bewegungsfähigkeiten.
In den ersten Tagen nach der Geburt verlässt die Mutter ihre Welpen kaum und bringt sie zurück, wenn sie sich von ihr entfernen.
Von der Geburt bis zum Alter von vier Wochen leckt die Mutter ihre Welpen am Anogenitalbereich, um sie zum Stuhlgang und zum Wasserlassen anzuregen, was sie noch nicht selbständig tun können.
Die Welpen sind auch nicht in der Lage, sich selbst warm zu halten. Die Mutter fungiert auch als Wärmequelle, um ihre Körpertemperatur stabil zu halten.
Unter den Brüsten der Mutter befinden sich Drüsen, die bestimmte Pheromone absondern.
Wenn die Welpen säugen, werden diese Pheromone freigesetzt, und das gibt ihnen Ruhe, Trost und ein Gefühl des Wohlbefindens.
All dies kann den Hunden helfen, sich kurzfristig an ihre Mutter zu erinnern.
Erinnern sich Hunde an ihre Geschwister?
Auch diese Frage hat Dr. Hepper untersucht. Hunde im Säuglingsalter können ihre Geschwister erkennen.
Erwachsene Hunde können ihre Geschwister aber nur erkennen, wenn sie weiterhin mit ihnen zusammenleben.
Nach 2 Jahren der Trennung können sich Geschwister nicht mehr erkennen. Aber zum Glück können ihre Mütter das, also müssen sie sich einfach auf ihr Wort verlassen.
Erinnern sich Hunde an ihren Vater?
Mehr als 20 Jahre nach Dr. Heppers Experimenten mit Müttern, Welpen und ihren Geschwistern untersuchten Forscher dann auch, ob sich Hunde auch an ihre Väter erinnern können.
Im Jahr 2015 wandten die Forscher Dr. Heppers Methodik an, um diese Frage zu beantworten.
In dieser Studie wurden 15 Hunde, sowohl Rassehunde als auch Mischlinge, getestet, ob sie die Gerüche ihrer Väter unterscheiden können, obwohl sie mehr als ein Jahr lang keinen Kontakt hatten.
Überraschenderweise zeigten die weiblichen Hunde eine Vorliebe für den Geruch ihrer Väter, die männlichen jedoch nicht.
Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl empfahlen die Forscher, dieses Ergebnis in einer größeren Studie zu bestätigen.
Erinnern sich Hunde an ihre Halter?
Je nach ihrer Beziehung zu ihren Hunden können Menschen als Betreuer, Besitzer oder Ersatzeltern ihrer Hunde bezeichnet werden.
In einer Studie wird berichtet, dass Hunde den Geruch ihrer Halter wiedererkennen, nachdem sie 11 bis 39 Monate von ihnen getrennt waren.
Vermutlich erinner sich Hunde aber deutlich länger an ihre Halter. Es gibt Fälle, in denen ein Hund auch nach 7 Jahren noch vor Freude ausflippte, als er seinen damaligen Halter wieder traf und an ihm schnupperte.
Erinnern sich Menschen an ihre Hunde?
Das ist eine einfache Frage, die kein Experiment erfordert, um eine Antwort zu finden. Die schwierigere Frage ist, wie sich die Menschen an ihre Hunde erinnern.
Forscher entwickelten dazu einen Fragebogen für die Halter von 113 Begleithunden. Das steht im Gegensatz zu früheren Experimenten, bei denen das Verhalten der Hunde direkt beobachtet wurde.
In dieser Studie wurde also eher das Verhalten der Hunde untersucht, wie es von ihren Menschen erinnert, beobachtet und interpretiert wird.
Die Beziehung zwischen Mensch und Hund kann so innig sein, dass sie mit der zwischen Eltern und Kind verglichen wird.
Wenn Kinderärzte Mütter befragen, um etwas über ihre Kinder zu erfahren, dann können auch die Informationen, die Forscher von den Menschen über ihre Hunde erhalten, wertvoll sein.
Die Hundehalter wurden gefragt, ob sie glauben, dass ihr Hund ein gutes Gedächtnis für bestimmte Inhalte wie Personen, andere Tiere, Ereignisse oder Gegenstände hat.
Eines der interessanten Ergebnisse dieser Studie ist, dass Hunde, die von ihren Menschen als „nur ein Haustier“ angesehen werden, das schlechteste Gedächtnis haben.
Besser Gedächtnisleistungen hatten Hunde, die als Familienmitglied, Kind oder Freund angesehen werden.
Es bleibt jedoch die Frage, ob diese Ergebnisse lediglich die Meinung der Besitzer widerspiegeln.
Oder ob ein mehr oder weniger unterstützendes soziales Umfeld tatsächlich die Gedächtnisleistung von Hunden beeinflussen kann.
Fazit: Erinnern sich Hunde an ihre Mutter und Geschwister?
Die Wissenschaft und ihre Forschungsergebnisse legen nahe, dass sich Hunde noch einige Jahre nach der Trennung an ihre Mutter und möglicherweise auch an ihren Vater erinnern können.
Ob Hunde ihre Mutter vermissen, ist allerdings eine ganz andere Frage.
Aber sie scheinen sich auf jeden Fall einige Jahre lang an ihre Mutter zu erinnern, wenn man davon ausgeht, dass das Erkennen von Gerüchen dasselbe ist wie das Erinnern.
Bei Geschwistern funktioniert das jedoch nur dann, wenn sie nicht getrennt werden, sondern weiterhin zusammen leben.
